Johannes II. von Waldow. 1415–1420

  • Wohlbrück, Gesch. d. Bistums Lebus (Berlin 1829) II 137 ff.
  • Lewinski, Die Brandenburgische Kanzlei und das Urkundenwesen während der Re­gierung der beiden ersten Hohenzollernschen Markgrafen (Straßburg 1893).
  • Hennig, R., Die Kirchenpolitik der älteren Hohenzollern in der Mark Brandenburg (Leipzig 1906) 80 f.
  • Spatz (vollendet durch Hoppe), Die Geschichte derer von Waldow (Berlin 1927) 24-29.

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1400 bacc. in Prag (Mon. bist. Univ. Prag. II 1, 19). Als Kanzleibeamter Jobsts von Mähren für den Bereich der Mark seit 1403 Aug. 18 nachweisbar (A XXIII 142), 1409 Landschreiber (A XVI 38). 1409 Archidiakon von Lebus, 1410 prozessiert er als gewesener Protonotar des Markgrafen Jobst um einen Altar in der Berliner Nikolaikirche (Repert. Germ. Regg. Lat. 145 f. 255). 1411 Propst von Berlin (D 38, 49, 192). Nach Jobsts Tod unter Burggraf Friedrich von Zollern Leiter der Kanzlei (Lewinski 40 ff.). Herbst 1414 auf dem Landfriedenstag von Nürnberg zusammen mit dem Burggrafen (Deutsche Reichstagsakt. VII 219, 220), den er auch auf das Konzil von Konstanz begleitet, wo er am 1. Juli 1415 unter den Deputierten des Konzils erscheint, die mit Huß wegen des Widerrufs verhandeln (v. d. Hardt, Magnum conc. Constant. IV 345, 430).

1415 Mz. 13 nach Verzicht des von Augsburg nach Brandenburg trans­ferierten Friedrich von Grafeneck von Johann XXIII. zum Bischof von Brandenburg providiert; infolge der Suspension und Deposition Johanns XXIII. unterblieb die Bullierung der Urkunden. In einem Prozeß gegen Nikolaus von Klitzing um die Propstei Berlin wurde ein Zeugnisbrief des gewesenen Vizekanzlers Johanns XXIII., der d. d. 1415 Juni 22 die Provisionsurkunden im Transsumpt enthielt, vom päpstlichen Auditoriat als Rechtsgrundlage genommen (Vat. Arch. Regg. Suppl. 117 (113) f. 131-132). Mit der Provision zum Bischof war der Dispens zur Beibehaltung der Propstei Berlin und des Archidiakonats Lebus auf 7 Jahre vom Tage der Weihe an ausgesprochen.

Wenn J. trotz seiner Provision zum Bischof noch geraume Zeit (bis Ende 1415) Propst von Berlin genannt wird, so mag das seinen Grund darin haben, daß das Brandenburger Domkapitel den Domherrn Nikolaus von Burgsdorff zum Bischof gewählt hatte, der sich bis zur Rückkehr J.s in die Mark behauptet haben wird (s. den Bericht der Magd. Schöppenchron., Chron. d. deutsch. Städte VII 341). Die bischöfliche Weihe hat J. erst zwischen 1417 Apr. 18 (B III 256) und Dez. 20 erhalten; an diesem Tage von Martin V. bestätigt (Eubel I2 144). Mit dem Archidiakonat von Lebus ist 1419 Mai 15 Johannes von Waldow jun., der Bruder des Bischofs, mit der Propstei Berlin 1420 Jan. 8 der Kleriker der Diözese Posen Nikolaus von Waldow providiert worden (Repert. Germ. Regg. Suppl. 121f. 77, 132 f. 286). Wenn J. 1422 als gewesener canonicus Brand. bezeichnet wird (UB. d. Kl. Berge 199 Nr. 262), so liegt hier entweder ein Irrtum oder ein Lesefehler vor.

J. war in erster Linie Diplomat seines Landesherrn. Auch sein Verhältnis zur kurfürstlichen Kanzlei blieb bestehen (als Relator zuletzt 1421 Mai 2, s. Lewinski 139). Die Wirksamkeit für seine Diözese war gering. Auf dem Konzil zu Konstanz ist er in den Jahren 1417 u. 1418 erneut zu-

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gegen gewesen. 1420 Jan. 6 erscheint er im Gefolge König Siegmunds auf dem Reichstage zu Breslau (Deutsche Reichstagsakt. VII 403).

Am 27. März 1420 wurde der päpstliche Kaplan und Auditor Johannes von Borschwitz, Bischof von Lebus, als Erzbischof nach Gran transferiert. Am 29. d. M. wurde dem Erzbischof auf seine Supplik hin die Beibehaltung des Bistums Lebus bewilligt, solange bis er in den Besitz des Erzbistums ge­kommen sei (Repert. Germ. Regg. Suppl. 135 f. 158). Am gleichen Tage ist Bischof Johann von Waldow von Brandenburg nach Lebus transferiert worden (Brandenburgia XXIV [1916] 250). Da das Bistum Lebus noch nicht frei war, blieb J. in seiner alten Diözese. Trinitatis 1420 (Juni 27) publizierte er auf einer Synode in Brandenburg das Statut: De modo habendi in divinis (Anh. zum Breviarium dioccsis Brand. im Märk. Provinzialmuseum). Am 18. Mai und 3. Aug. 1420 ist er in Görlitz nachzuweisen (Cod. dipl. Lusatiae superioris II l, 25, 26); vielleicht war er in dieser Zeit in Böhmen während der schwierigen Verhandlungen, die der am 28. Juli zu Prag erfolgten Königs­krönung Siegmunds vorausgingen (weder Windecke, noch Lorenz‘ von Brezowa kurzer Bericht über die Krönung erwähnt seine Anwesenheit, s. Font. rer. Austriac. I 2, 384).

Am 6. April 1421 urkundet J. noch als Bischof von Brandenburg in Berlin (Fidicin, Hist. dipl. Beiträge IV 130 Nr.153) und fungiert als Relator am 2. Mai ebendort (s. o.). Bald darauf hat er sich nach Fürstenwalde be­geben und sein neues·Bistum übernommen. 1421 Sept. 1 bestätigt J. das Domstift (A XX 257), am gleichen Tage benachrichtigt Martin V. den Erzbischof von Magdeburg von der Neubesetzung des Bistums Brandenburg (A XXIV 413), das während kurzer Sedisvakanz vom Dompropst als Kapitelsvikar verwaltet worden ist.

J. starb in der 2. Hälfte des Jahres 1423, sein Nachfolger im Lebuser Bistum und gleichnamiger Bruder begegnet als Archidiakon von Lebus noch am 5. Juni d. J. in Bologna (Knodt, Dtsche. Stud. i. Bologna 608); □ in der Domkirche zu Fürstenwalde (Grabstein, ehemals in der Fürstenwalder Kirche, jetzt in der Kirche zu Dannenwalde, Mecklenburg-Strelitz, be­findlich).

Siegel. 1. rund, im Siegelfelde ein Altarschrein von 2 Stockwerken zu je 3 Nischen; in der oberen Mittelnische Maria den Leichnam Christi tragend, rechts und links je ein Heiliger, in der unteren Mittelnische das Grab Christi, rechts Petrus, links Paulus; darunter durch einen Balken ge­trennt rechts das Stifts-, links das Familienwappen. Umschrift in gotischei Minuskel: S‘ iohannis: dei gra epi – ecclie brandeburgen (Abb. Kunstdenkmäler II 3 Taf. VI Nr.1, Spatz a. a. O. 28). 2. rund, rotes Wachs, im Siegel­ felde die Stiftsheiligen unter gotischem Baldachin stehend, rechts Petrus, links Paulus, ihnen zu Füßen rechts das Stifts-, links das Familienwappen.

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Umschrift in gotischer Minuskel: † S · iohis · dei ·gra † – † epi bfad‘burgn † (Abb. bei Voßberg, Siegel d. Mark Brand. II B 4 Nr. 5).


In: Abb, Gustav /Wentz, Gottfried, Das Bistum Brandenburg 1 (Germania Sacra A. F. Abt. 1), Berlin 1929, S. 43-46.


Detailinformationen im Digitalen Personenregister der Germania Sacra: „Johannes II. von Waldow“ (GSN: 063-00883-001), in: Germania Sacra, http://personendatenbank.germania-sacra.de/index/gsn/063-00883-001 (Abgerufen: 04.05.2015).


Nach Erscheinen des Germania-Sacra-Bandes publizierte Literatur:

Escher, Felix, Kopiec, Jan (2001): Art. Johann von Waldow († 1423). 1415-1420 Bischof von Brandenburg. 1420-1423 Bischof von Lebus, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches : ein biographisches Lexikon. Teil 1: 1198 bis 1448, hrsg. v. Erwin Gatz, Berlin 2001, S. 343.

Beziehungen zu anderen Personen:

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