Stephan Bodecker. 1421–1459

  • Heydler, Rich., Materialien zur Geschichte des Bischofs Stephan von Brandenburg (Progr. d. Ritterakademie zu Brandenburg [Brandenburg 1866), dazu Winter in Gesch. Bl. f. St. u. 1. Magd. 1 [1866] 4, 36).
  • Schwarze, Stephan Bodeker, Bischof von Brandenburg, in Allg. deutsch. Biogr. XXXVI (1893) 71.
  • Priebatsch in seinem Aufsatz: Geistiges Leben in der Mark Brandenburg am Ende des Mittelalters (Forsch. z. br. u. pr. Gesch. XII [1899] 380f.).
  • Schönfelder, A., Stephan Bodeker, Bischof von Brandenburg ( Hist. Jb. d. Görresges. XXIII [1902) 559-577).
  • Rose, Val., Besprechung der Werke des Bischofs Stephan im Katalog der lat. Hss. der St. Bibl. Berlin II 1 (1901) Nr. 551-559.
  • Riedel, E., Bericht über die neuesten Veröffentlichungen über Stephan Bodeker (34./35, Jbr. ü. d. Hist. Ver. z. Brand. [1904] 116-118).

Zuvor Domherr, Generalvikar und Dompropst s. S. 60, 117; von Martin V. zum Bischof providiert 1421 Sept. 1 (A VIII 394 Nr. 430), geweiht 1422 (MGH. SS. XIV 461) vor März 1 (an diesem Tage zahlt er der apostolischen Kammer 116 fl. 13 sol. communia et minuta servitia (Repert. Germ. Sol. Vat. 62 f. 102). Als kurfürstlicher Rat nimmt er an vielen Staatshandlungen teil (A VIII 84); dem Baseler Konzil gegenüber nimmt er eine schwankende Haltung ein, da er Anhänger der Konzilstheorie; auf der Magdeburger Provinzialsynode 1451 vom päpstlichen Legaten Nikolaus von Cues ausge­zeichnet (s. Goovaerts Ecrivains, artistes et savants de l‘Ordre de Pre­ montre (Bruxelles 1899] 66). Für die beabsichtigte Gründung der Universität Greifswald ist Stephan von Calixt III. zu einem Gutachten auf­gefordert worden ( Kosegarten, Gesch. d. Univ. Greifswald II 4 Nr. 2; Hoogeweg, Stifter u. Klöster d. Prov. Pommern II 31); für das erste Semester 1456 sind auf Veranlassung des Bischofs in die Matrikel eingetragen: Offizial, Kapläne, Kanzlei- und Hofbeamte Stephans (Publ. a. d. preuß. St. A. LII 3).

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat St. sich zeitlebens eifrig um die innere Verwaltung seiner Diözese gekümmert, 1427 visitierte er das Nonnenkloster Plötzky (Schönfelder a. a. O. 565), 1440 und 1443 das Kloster Lehnin (Sello, Lehnin, Beitr. zur Gesch. von Kloster und Amt [Berlin 1881] 159). Über seine Untersuchung gegen die Irrlehrer im Jahre 1458 vgl. Wattenbach, Über Ketzergerichte in Pommern und der Mark Branden­burg, Sitz.-Ber. d. Berl. Akademie 1886.

Die von Stephan erlassenen Synodalstatuten von 1431, 1435, 1436, ·1437, 1440 und 1444 befinden sich gedruckt in der Leipziger Ausgabe von 1489, angehängt an das Breviarium diocesis Brand. Joachims von Bredow, 1m Märk. Provinzialmuseum in Berlin. Die Kapitelüberschriften geben Schön felder a. a. O. 564-565 und Curschmann, Diöz. Brand. 291, s. bes. Heydler a. a. O. 36 ff. Eine Feiertagsordnung Stephans ist enthalten in einem verschollenen Kodex der Kapitelsbibliothek (Sprengels Verzeichnis s. S. 88).

Am bedeutendsten ist Stephan als Gelehrter gewesen. Seine nachfolgend verzeichneten Werke entsprangen z. T. praktischen Bedürfnissen. Aus seinen Arbeiten spricht eine vom heiligen Eifer für die Religion erfüllte Persönlichkeit.

Wissenschaftliche Werke Stephans.

  1. Notularius sive breviarius divinorum, herausgegeben 1422 als ordinarius ecclesiae Brandenburgensis (vgl. Tractatus de horis ca­ nonicis cap. VIII), eine Anweisung zur Abhaltung des Gottesdienstes, 1488 von Bischof Joachim von Bredow mit Zusätzen in Druck gegeben.
  2. Expositio super sequentiam „Quam dilecta“, von Schönfelder identifiziert mit cod. Berolin. theol. lat. qu. 61, Rose, Lat. Hss. II 1 Nr. 422, 5, beendet 1427 Sept. 24.
  3. Commentarius in orationem dominicam, lag 1431 fertig vor; cod. Berolin. theol. fol. 117, Rose, Lat. Hss. II 1 Nr. 552 ist eine spätere Redaktion des Commentarius, der zwar ein Inhalts­ verzeichnis des ganzen Werks, aber nur den Kommentar der beiden ersten Bitten enthält.
  4. Sertum beatae Mariae (Tractatus de salutatione angelica), verfaßt vor 1432, überliefert in 5 Abschriften: codd. Berlin. theol. lat. fol. 182 von 1433, 537 von 1448, 186 von 1451, 310 o. J. (Rose, Lat. Hss. II 1 Nr. 556, 554, 553, 555), cod. Wratislav. I fol. 268 (f. 5-133) von 1463.
  5. Tractatus de symbolo a postolorum, begonnen 1432, Abschrift vom Jahre 1463 in cod. Wratislav. I fol. 268 (f. 134-205).
  6. De decem praeceptis, begonnen wahrscheinlich 1445, vollendet 1449; überliefert in cod. Berolin. theol. lat. fol. 118, Rose, Lat. Hss. II 1 Nr. 558.
  7. De horis canonicis, nach 1449, Univ.Bibl.Göttingen, eod. Lüneborg. oct. 87 f. 8-137; abgedruckt von Schönfelder in Sammlung mittelalterlicher Abhandlungen über das Breviergebet II (Breslau 1902).
  8. Contra Judaeos, infolge Tod des Bischofs unvollendet geblieben; überlief ert im cod. Berolin. theol. fol. 118, Rose, Lat. Hss. II 1 Nr. 558.

Im privaten Besitz des Bischofs sind außer den vorstehend unter den Nummern bei Rose 552, 553, 558 genannten nachweislich noch die folgenden Handschriften gewesen:

  1. Raimundus Lullu s, Liber de gentili et tribus sapientibus, cod. Berolin. lat. fol. 187 (Rose, Lat. Hss. II 1 Nr. 465),
  2. Stephanus Bodeker, Collatio reformatoria ad moniales in Plotzk (Plötzky), tractatus de oratione dominica, cod. Berolin. theol. fol. 294 (Rose a. a. O. Nr. 551),
  3. Gegen die Juden, Aus dem Talmud, Über den hebräischen BibeltexL cod. Berolin. theol. fol. 306 (Rose a. a. O. Nr. 559),
  4. De symbolo, cod. Berolin. theol. fol. 81 (Rose a. a. O. Nr. 557),
  5. Ex conciliis Constantiensi et Basiliensi, cod. Berolin. theol. fol. 313 (Rose a. a. O. II 2 Nr. 636),
  6. Hebräische Prachtbibel, 1437 für 33 Gulden gekauft, cod. Berolin _ or. fol. 5-7,
  7. Hebräisches Wörterbuch von Menachem ben Saruck, 1436 von einem deutschen Schreiber geschrieben, mit lateinischen Randnoten Stephans, cod. Berolin. or. fol. 120,
  8. Teilband der hebräischen Bibel, cod. Berolin. or. fol. 123 (Besitzstand des Bischofs aus der Handsehlift selbst nicht ersichtlich, doch ist die Art der Rubrizierung und der Beschreibung der Kolumnentitel der in cod. or. fol. 5-7 gleich. Zu den Nr. 6-8 genannten Handschrif ten vgl. auch Steinschneider, Verz. d. Hehr. Handschriften der Kgl. Bibliothek zu Berlin 1).

† 1459 Febr. 15 (Grabstein im_ Dom, Abb. in Kunstdenkm. II 3 Taf. 62). Kurfürst Friedrich beklagte den Tod seines getreuen Rates „das uns dann getrewlich leyt ist und hetten in ye gern lenger gehabt und im seins lebens gegonnet, hett in got wollen fristen, wann er uns in allen sachen gar getrew gewest ist“ (A VIII 417 Nr. 462). Ein Porträt des Bischofs in der Initiale zum Pater noster (Rose, Lat. Hss. II 1 Nr. 552, cod. theol. fol. 117. Vignoles (G. St. A. Pr. Br. Rep. 16 III b 5 c) erwähnt ein Porträt Stephans, das sich „dans la chapelle, qui est au midi du chocur“, befand. Das gleiche Bild nennt die Potsdamische Quintessenz n. LXXIII; die daran be­ findliche Inschrift ist gedruckt bei Lentz, Dipl. Stif ti>hist. 52. Das Porträt selbst ist verschollen.

Siegel: rund, rotes Wachs, im Siegelfelde die Stiftsheiligen unter gotischem Gebälk, unter dem rechten Heiligen das Stiftswappen, unter dem linken der Bischof im Profil knieend. Umschrift in gotischer:Minuskel: · S-Stephani: epi-ecclie: brandburg‘ (Abb. in Kunstdenkm. II 3 Taf. VI Nr. 4).


In: Abb, Gustav /Wentz, Gottfried, Das Bistum Brandenburg 1 (Germania Sacra A. F. Abt. 1), Berlin 1929, S. 46-49.

Detailinformationen im Digitalen Personenregister der Germania Sacra: „Stephan Bodecker“ (GSN: 002-00381-001), in: Germania Sacra, http://personendatenbank.germania-sacra.de/index/gsn/002-00381-001 (Abgerufen: 28.04.2015).

Grabplatte Bischof Stephans im Brandenburger Dom St. Peter und Paul. (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5e/Bodecker_web.jpg)


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