Matthias von Jagow. 1526-1544

  • Danneil, J. F., Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel (Halle 1842) 144 f.
  • Schwarze, Matthias von Jagow, Bischof zu Brandenburg, in Allg. deutsche Biogr. XX (1884) 654.
  • Heidemann, J., Die Reformation in der Mark Brandenburg (Berlin 1889) 200 ff.
  • Knod, Deutsche Studenten in Bologna (Berlin 1898) 226.
  • Gebauer, Joh., Beiträge zur Geschichte des Matthias von Jagow, Bischofs von Branden-­ burg, 1526-1544 (J b. f. Brand. K. G. IV [1907] 87-109).
  • Kawerau, G., Bischof Matthias von Jagow und die Ordination evangelischer Geistlicher (Jb. f. Brand. K. G. XIII [1915] 56-62).
  • Klinkenborg, M., Der Ort der Abendmahlsfeier Kurfürst Joachims II. am 1. November 1539 (Hohenzollern-Jb. XX [1916] 49-57, hier Nachweis über die Literatur zur Streitfrage).

* c. 1480 als ältester Sohn des Ritters und kurfürstlichen Rates Claus von Jagow auf Aulosen in der Altmark (1440- 1507) und dessen zweiter Gemahlin Ermgard von Alvensleben, einer Tochter Gebhards von Alvensleben auf Hundisburg. Student in Leipzig 1505, Domherr von Magdeburg und Student in Frankfurt a. O. 1506; in Bologna immatrikuliert 1513, dort 1514 als procurator, wird ebenda 1516 Mz. 28 zum dr. utr. iur. promoviert und verläßt Bologna zwei Tage später.

1512 Juli 11, bereits außer Landes, empfängt er mit seinen Brüdern Erasmus, Gebhard und Severin die Lehen des verstorbenen Vaters (C II 493). 1514 Sept. 9 reserviert Papst Leo X. ihm einige Präbenden in der Augsburger und Breslauer Diözese (Hergenroether I 711). 1520 Juni 11 wird der Auditor causarum C. Manlis mit der Einführung des Magdeburger Domherrn Matthias v. Jagow in eine Hildesheimer Domherrenpfründe be­auftragt (Vat. Arch. Regg. Vat. 1186 f. 214-216). 1521 im Gefolge Kurfürst Joachims I. auf dem Reichstage zu Worms. 1522 Nov. 27, von Kurbrandenburg präsentiert, Assessor am Reichs-Kammergericht zu Nürnberg (v. Raumer, Cod. dipl. Brand. cont. II 271), noch 1524 Jan. 19 in dieser Stellung genannt (Deutsche Reichstagsakt. j. R. IV 648). 1524 als Propst von Spandau, 1525 Domherr von Stendal, erhält die Primarie auf die Dompropstei Havel-­ berg nach 1525 Dez. 25. Am 15. Juli 1526 wird M. vom Kurfürsten zum

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Bischof nominiert und nach der Wahl durch das Domkapitel am 8. Dez. 1527 vom Kardinalerzbischof Albrecht in Behinderung Papst Clemens‘ VII. providiert (A VIII 493), in Halle koroniert (nach Aussage des Domherrn J. Cassel in einem Schreiben von 1554 Febr. 26 an den Kurfürsten, G. St. A. Rep. 58, 11). Am 3. Febr. 1528 erfolgt der Einzug des Bischofs in Branden­burg, die Inthronisation im Dom und die Besitznahme des bischöflichen Schlosses in Ziesar (Jb. f. Brand. K. G. IV (1907) 93-95). 1528 Dez. 31 verpflichtet er sich, die Havelberger Dompropstei nach Ablauf von 6 Jahren zu resignieren (G. St. A. Rep. 17, 2 e). Die im Jahre 1526 durch das Domkapitel via compromissi erfolgte Postulation ist erst am 4. Nov. 1532 durch den Papst zugelassen worden unter gleichzeitigem Befehl an den Elekten, nach Erwerb der noch fehlenden Weihen die Bischofsweihe zu nehmen und den Obödienzeid zu leisten (Vat. Arch. Regg. Lat. 1580 f. 8-13). Beides ist nicht erfolgt; noch im folgenden Jahre ist er Subdiakon und sucht in einem Schriftwechsel mit dem Erzbischof allerhand Ausflüchte, um den Empfang der höheren Weihen und die Konsekration hinauszuzögern (St. A. Magdeburg, Rep. A I 93).

Bald darauf ist der Abfall des Bischofs vom alten Glauben eingetreten. Ein 1534 vor dem 24. Juni anzusetzender undatierter Brief M.s an den Papst üher das Umsichgreifen der lutherischen Lehre im Stift Leitzkau zeigt den Bischof noch als streng rechtgläubigen Katholiken. Allerdings handelt es sich in diesem Schreiben um den Versuch, eine geplante Einziehung der Besitzungen des häretischen Stifts zu motivieren (A XXIV 486 ff., Gesch. Bl. f. St. u. L. Magd. XXVI (1891) H. 2, 256 ff.).

Nach dem Tode Joachims I. aber wendet sich M. der neuen Lehre zu, zwar als der erste der märkischen Bischöfe, doch immerhin erst dann, als bereits die Mittelmark so gut wie völlig lutherisch war. Die tatsächlichen Beweggründe seines Übertritts lassen sich nicht mehr erkennen, da sowohl das bischöfliche Archiv auf Ziesar, als auch das Jagowsche Familienarchiv in Aulosen verloren ist. Ein überzeugter Protestant ist M. wohl niemals gewesen.

Am 1. Nov. 1539 nimmt der Bischof in der Nikolaikirche zu Spandau in der Form des Hochamtes die Abendmahlsfeier in beiderlei Gestalt vor, der Kurfürst Joachim II. beiwohnt (Hohenzollern-Jb. XX 49 ff.). Auf Betreiben des Kurfürsten und Zureden des General-Superintendenten Stradner entschließt sich der Sechzigjährige noch zu einer Heirat. Am Juni 1541 wird ihm die Tochter Joachims von Rochow, Katharina, durch den Pfarrer Magnus Groß von Beelitz angetraut (G. St. A. Rep. 57, 9 a; hier auch die Liste der zur Feier des erst einige Zeit nach der Trauung gehaltenen Beilagers geladenen Gäste). Kinder sind dieser Verbindung nicht

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mehr entsprossen. Aus einem früheren Verhältnis des Bischofs zu einer gewissen Else Fingerlein stammen 2 außereheliche Kinder.

Auf dem Krankenlager läßt M. am 25. Mai 1544 sein Testament aufsetzen. Er stirbt wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Oktobers gleichen Jahres, begraben vermutlich im Dom zu Brandenburg, der Grabstein ist verloren (vgl. Gebauer, Gesch. d. Reformation im Bistum Brandenburg 28 Anm. 1). Die Testamentseröffnung erfolgte in Anwesenheit des Kur­fürsten am 24. Oktober (G. St. A. Rep. 57, 1a).

Siegel: 1. Hauptsiegel, rund, rotes Wachs, im Siegelfelde unter einem Portal, auf dem drei nackte Figuren sichtbar sind, der viergeteilte Wappenschild (1. und 4. Quartier Stifts-, 2. und 3. Familienwappen) ge­krönt von Mitra und Turnierhelm; als Schildhalter stehend rechts Petrus, links Paulus. Umschrift auf verschlungenem Spruchband: S – MATHIA -/ DEI· G – RA ·CO / NVIR – EPIS / † BR – AN (Abb. Kunstdenkm. II 3 Taf. VI Nr. 8). 2. Oblaten- und Ringsiegel mit dem Wappenschild und der Legende MBZB s. bei Voßberg, Siegel d. Mark Brand. II B 5 Nr. 6-8.

In: Abb, Gustav /Wentz, Gottfried, Das Bistum Brandenburg 1 (Germania Sacra A. F. Abt. 1), Berlin 1929, S. 56-58. 


Detailinformationen im Digitalen Personenregister der Germania Sacra:  „Matthias von Jagow“ (GSN: 063-01301-001), in: Germania Sacra,http://personendatenbank.germania-sacra.de/index/gsn/063-01301-001 (Abgerufen: 05.05.2015).


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